Um den Verfall der Burg zu stoppen, schlossen sich Kapruner Unternehmer 1984 zusammen und gründeten kurz entschlossen den Burgverein. Mit Eigenkapital erwarb der Burgverein Kaprun die Burg als Felsen-Immobilie, das Areal rund um die Burg sowie die Zufahrt sind nach wie vor im Besitz der Familie Gildemeister, deren Familiensprecher Graf Medem ist.
Zum Beginn stand der schnelle Wiederaufbau der Burg und die Zielsetzung das Schloss für kulturelle Veranstaltungen schnellstens der Öffentlichkeit zuzuführen.
In den ersten Jahren bedurfte es an einem enormen finanziellen Aufwand, die Burg Stein für Stein wieder aufzubauen sowie der Versuch das Gemäuer möglichst authentisch herzustellen. Dafür zeichnet sich Bezirksarchitekt i.R. Dipl. Ing. Hans Waltl aus, der mit viel Liebe und Leidenschaft der Burg das heutige Aussehen verleiht. Der Innenausbau der Burg präsentiert sich heute zwar lange noch nicht abgeschlossen, nach wie vor werden auch heute noch unermüdlich und mit hohem finanziellem Einsatz die vielen Räumlichkeiten nach und nach saniert.
Obmann Burgverein Kaprun
KR Dr. Gottfried Nind
Kustos Burgverein Kaprun
Dipl. Ing. Hans Waltl
(Bezirksarchitekt i. R.)
Schon bald allerdings konnte die Burg für kulturelle Veranstaltungen ihre Tore öffnen. Dieses unvergleichbare Ambiente nützt der ansässige Kulturverein Tauriska, der seit 1986 mit seinem hochwertigen jährlichem Kulturprogramm, Einheimischen wie Gästen das Schloss näher bringt.
In den letzten Jahren ist die Burg eine beliebte Veranstaltungsstätte für Events verschiedenster Art. Bekannte Konzerne und Unternehmen aus dem In- und Ausland nützen das einzigartige Flair der Burg. Die alten Gemäuer sind eine hervorragende Kulisse für Firmenfeiern, Hochzeiten, Partys, Feste und Großveranstaltungen, die für Burgbesucher zum Erlebnis werden.
So ist auch das Burgfest seit vielen Jahren eines der Höhepunkte der heimischen Kulturszene. Die Burg und das Areal präsentieren sich zwei Tage lang im mittelalterlichem Gewande und die Zeitreise geht viele Jahrhunderte zurück und ist für jeden Besucher der Start ins mittelalterliche Treiben.
Wiederaufbau der Burg Kaprun
1975 nahm sich die Gemeinde Kaprun der grössten Ruine des Landes an, um den Verfall der Burg zu stoppen und Gefahrenstellen abzusichern. Schon zu diesem Zeitpunkt wurde Bezirksarchitekt i.R. Dipl. Ing. Hans Waltl mit der Bauleitung beauftragt. Die dringenden Sanierungsarbeiten am Bergfried und am Palas wurden ausgeführt: Mauerkronen befestigt, Mauerspalten und Risse geschlossen, eine Stützmauer vor dem Tor, ein Erker vor dem Absturz erhalten. Das Bundesheer wurde zur Schutträumung eingesetzt. Trotzdem geht jeden Winter der Verfall stetig weiter, ein Stiegenhaus mit Rauchfang stürzte 1976 plötzlich in den Abgrund. 1978 werden auch diese Konservierungsarbeiten eingestellt, die Bäume in den Räumen, im Hof und auf den Mauern konnten weiter wuchern und Wind und Wetter konnten ihr Zerstörungswerk weiter fortführen.
1984 Der Burgverein Kaprun erwarb die Burg und der Wiederaufbau begann. Noch stand sie nicht unter Denkmalschutz. Kluge Verhandlungen ermöglichten trotz Unterschutzstellung die volle Nutzung und die heutige bauliche Lösung. Mit Schwung wurde begonnen, die Bäume gefällt, der Moderschutt geräumt, überall ausgegraben und freigelegt und mit finanzieller Unterstützung von Gemeinde, Land und Bund, konnten wieder Stein auf Stein vermauert werden. Fast alle Steine sind von der Burg selbst, es waren ja genug da.
Zunächst wollte der Burgverein nur den Wohnteil renovieren, dann aber musste Turm für Turm und Trakt für Trakt angegangen werden, damit niemandem die lockeren Steine bei den Bauarbeiten auf dem Kopf fallen konnten. Die Burg wurde komplett umgebaut und der Hof für Kulturzwecke mit Tribüne und Bühne ausgebaut.
Von bewährten Archäologen bis zu drei Meter Tiefe wurden der Innenhof umgegraben und man fand in den früheren Burgresten eine Menge an Schleuderkugeln. Nur die Auffindung eines Brunnens blieb versagt. „Kabrunn“? – Da konnte auch ein Wünschelrutengeher nicht helfen. Dafür fand man einen verschütteten romanischen Keller, der heute allen trinkfesten Burgfreunden zur Verfügung steht.
Dipl Ing. Hans Waltl: „Seit über 20 Jahre bauen wir nunmehr auf der Burg, einen Kran haben wir schon verschrottet, er konnte nicht mehr über die fertigen Mauern herausgebracht werden. Vorbild ist uns die gewesene Burg, von ihr lernten wir. Alt- und Neuteile wurden dokumentiert, jeder Altteil weit möglichst geschont und konserviert. Modernistische Burgsanierung lehnen wir ab – Ganz fertig werden wir wahrscheinlich nie sein!“