Die archäologischen Forschungen auf dem Gelände der Burg Kaprun reichen bis in die Zeit des Wiederaufbaues durch den Burgverein zurück. Diese Untersuchungen wurden im Zuge von Restaurierungsmaßnahmen durchgeführt. Hierbei ist nicht der gesamte Innenhof erfasst worden. Es gelang daher nicht, die Lage und den Aufbau der Wasserversorgung der Burganlage zu klären. In Beschreibungen aus dem 19 Jahrhundert wurde jedoch ein Brunnen erwähnt, der bis heute nicht gefunden werden konnte.
Daher entschließt sich der Burgverein Kaprun im Oktober 2011 zu weiteren Grabungsarbeiten zwischen den beiden Turmbereichen. Für die Durchführung wurde die Firma CONTEXT OG (Archäologie, Bauforschung, Kulturraumanalysen) beauftragt, für die wissenschaftliche Leitung des Projektes zeichnet sich Frau Mag. Waltraud Moser-Schmidl verantwortlich.
Die geplante Grabungsfläche befindet sich im Burghof zwischen dem Südost- und Nordturm. Bereits große Flächen des Innenhofes konnten bereits archäologisch untersucht werden, außer eben dieser kleinen Innenfläche zwischen den beiden Türmen. Dieser Bereich scheint aber interessant, da bis heute noch kein Brunnen entdeckt werden konnte, obwohl in alten Unterlagen Hinweise auf eine Wasserversorgung der Burganlage scheinbar vorliegen. Während der Freilegung der oberen Geröllschicht durch die Firma Eder Bau wurde ein Sockel gefunden, der zunächst Rätsel aufgab. Bei weiteren vorsichtigen Grabungen war aber klar, dass dieser Kalksockel während früheren Bauarbeiten entstanden ist und sich als archäologisch nicht wertvoll erwies. In Folge wurde er bei weiteren Tiefengrabungen wieder entfernt.
Wie mühsam sich Grabungsarbeiten gestalten können, zeigt deutlich wie akribisch genau Waltraud Moser-Schmidl und ihre Kollegen die Forschungen beginnen. Zunächst müssen Vermessungspunkte geknüpft werden, damit genaue Koordinaten der Burg, insbesondere aber für die Dokumentation der Grabungsstätte fix gemacht werden.
Schon am ersten Tag der Grabungen fanden die Forscher ein Ablagerungsloch, in Nähe des Mauerwerks des Bergfrieds, in dem sie unzählige Scherben an Keramik Fliesen eines Kachelofens aus dem 16 Jahrhundert fanden. Wunderschön verziert, teils mit biblischen oder griechischen Darstellungen, lagernden die Scherben fast an der Oberfläche der Grabungsstätte. Unter anderem fand man noch Teller und Trinkgefäße, wie ein Teil eines Holzrohres, das von einer Zisterne stammen könnte.
Natürlich war klar, dass wenn es einen Brunnen gäbe, dieser auf der Höhe des Kellers des alten Wohnturmes (Palas – erstes und ältestes Gebäude der Burg – erbaut von den Grafen von Falkenstein) liegen musste. Immerhin befindet sich diese Fläche in ca. 3,5 Metern Tiefe. Daher musste ein Bagger her, damit schnell ein Querschnitt einer Grabungsfläche geschaffen werden konnte. Die Firma Eder Bau kam mit einem Minibagger und zwei Mann Verstärkung angerückt um diese Rissgrabung durchführen zu können. Der Aushub wird mittels Scheibtruhe über das hintere Pförtlein mühsam hinaus geradelt und darf auf Fischhorn Grund abgelagert werden. Natürlich ist dabei nicht nur Erdreich, sondern auch große Steine, Baumaterial und Geröll unter dem Aushub. Die Burgsteine werden extra auf der Nord Bastei gelagert.
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Der kleine Bagger kämpft sich mühsam durch das kleine Grabungsgelände und dann – die Sensation ist perfekt, als die Archäologen plötzlich in der Ost-Süd-Mauer ein Tor entdecken, dass mit großen Geröllsteinen zugestopft wurde. Ganz deutlich sieht man den Rundbogen und die Umrisse eines romanischen Tores. Die tatsächliche Schwelle des Eingangs liegt aber noch ca. 1,5 Meter unter dem Erdboden und ist noch nicht sichtbar. Vorsichtig werden Fragmente der Tür freigelegt, aber der Abbruch ist doch sehr hoch.
Es wird entschieden das Tor vorläufig mit Schalltafeln zu stützen. Zunächst aber wird es dokumentiert und fotografiert, vermessen und natürlich bestaunt.
Das gefundene Burgtor ist ca. 2 Meter breit, und der romanische Rundbogen relativ hoch, so dass angenommen werden kann, dass auch Reiter und Pferd hindurch passen. Ein paar Tuffsteine, die als „Türstock oder Türfassung“ verwendet wurden, sind außen und innen sichtbar.
Auf der Burg Kaprun teilten sich zwei Herrengeschlechter das Lehen Burg Kaprun. Die Walcher und die Velber, Edelfreie und mit ausgedehnten Besitzungen im Pinzgau und über tausend Ecken verwandt. Wer aber hat wo gewohnt auf der Burg Kaprun. Im Nordturm, der ja ebenfalls als Palas bezeichnet wird, stand eventuell den Walchern als Wohnturm zur Verfügung, die Velber werden eher im Westtrakt, auch Westpalas genannt vermutet. Stolze Adelige die im 12 Jahrhundert anerkannt und viele Funktionen zu begleiten hatten.
Während die Velber, wahrscheinlich als Gefolgschaft der Grafen von Lechsgmünd (mächtiges bayrisches Adelsgeschlecht, die den Oberpinzgau im 12. Jahrhundert als Lehen vom Herzogtum Bayern verwalteten), den Pinzgau fortwährend als ihre Heimat bevorzugten und für die Überwachung der Saumpfade und den damit regen Handel von Süd nach Norden kontrollierten, sympathisierten die Walcher mit dem Habsburgergeschlecht und brachten auch einige Kleriker, unter anderem Friedrich von Walchen, hervor. Ein Geschlecht also, das immer an hochrangigen Funktionen interessiert war und auch nicht vor Spekulationen zurückschreckte.
Die Grundsteinleger der Burg Kaprun waren die Grafen von Falkenstein, ein bayrisches hoch angesehenes Adelsgeschlecht, die Ministeriale der Bayernherzöge waren. Leider wissen wir nicht viel über den Aufbau der Burg bzw. über den Palasbau des Nordturmes von den Falkensteinern, die im Pinzgau sehr viele Besitzungen ihr eigen nennen konnten und sich als einer der mächtigsten Verwalter im Gebirge fühlen durften.
Siboto von Falkenstein, der zu einem weiteren Kreuzzug aufbrach, erfasste und listete vorher seinen gesamten Besitz in dem berühmten „Codex Falkensteinsensis“, um seinem nachfolgenden Sohn und Erben (in der Zeit noch unmündigen Sohn) im Falles seines Todes, die zahlreichen Besitztümer ohne Erbstreit übergeben zu können. Es war dies das erste Grundbuch seiner Zeit!
Warum die Grafen von Falkenstein ihren Besitz, sprich Burg Kaprun, räumten oder verlassen mussten, tauschten oder das Lehen aufgrund eines weiteren Erben nicht mehr verwalteten, wissen wir leider nicht. Tatsache ist, dass sie bleibende historische Eindrücke in Form von Burgbauten hinterlassen haben und auch sicher den Saumhandel für das Herzogtum Bayern kontrollierten.
Ab 1280 ersehen wir aus den spärlichen Chroniken und damit liegt die Vermutung nahe, dass zuerst die Walcher den Turm zue Chaprunn von Erzbischof Rudolf, als Ausgleich von Übergriffen der Velber, als Lehen erhielten. Die stolzen Edelfreien von Velber oder Velben erhielten aber ihren Besitz wieder zurück, mussten sich aber mit den Walchern die Burganlage teilen. Nach einer Verpfändung des Lehensteiles der Walcher an den Erzbischof, verlieren die Walcher ihren Burganteil und die Velber werden Alleinbesitzer. 1415 erhielt Praxedis, eine Tochter der Velber, den Burgbesitz, der durch ihre Heirat mit dem Salzburger Geschlecht der Puchheimer, als weiterer Lehensbesitzer aufscheint.
1480 fällt die Burg Kaprun an den Salzburger Erzbischof und erhält somit Gerichtsbarkeit. Damit war es vorbei mit dem kleinen Adelsgeschlechtern auf Burg Kaprun.
Hochrangige freie Adelsgeschlechter der Walcher und der Velber, mit machtvoll besetzten Funktionen residierten also auf Burg Kaprun. Sie bauten den Besitz aus und gaben dem Lehensgut große strategische Bedeutung. Immer wieder lag die Burg Kaprun im Interesse des Adels, gerade aber auch zwischen Bayern und Salzburg und natürlich im großen Besitzinteresse der Walcher und Velber.
Das heutige Burgtor im Süden gelegen, war entweder in dieser Zeit noch nicht vorhanden oder nur ein kleiner Seiteneingang. Der Burggraben umgab ja nicht die komplette Burg und wahrscheinlich war die Burg dadurch auch vom Süden her nicht zugänglich. Die Burgbrücke über den Graben, eventuell als Zugbrücke errichtet, wurde erst später gebaut.
Daher liegt die Vermutung sehr nahe, dass das neu entdeckte Tor das Hauptzugang zur Burg zu sein scheint, da von der Ostseite ein angelegter breiter Aufritt zur Burg zu geben scheint. Die stolzen Herrengeschlechter ritten zwischen den Türmen in den Burghof ein, ein prachtvolles Auftreten und Einreiten in die Burg.
Das romanische Tor ist ca. 2, 5 Meter breit und ca. 3,5 Meter tief. Bei weiteren Grabungen konnte die Schwelle erreicht werden. Ein großer mächtiger Bogen überspannt das Burgtor, der zwischen den Türmen der Burg einen majestätischen, man könnte auch sagen einen wuchtigen Eintritt verschafft. Reiter, hoch zu Ross, konnten so mühelos den Burghof erreichen, was wiederum den Schluss zu lässt, das die Besitzer keine kleinen oder unbedeutenden Adelsgeschlechter waren.
Weiter spannend ist, dass das Tor schnell mit losem Gestein, ja fast überstürzt geschlossen wurde und von außen nicht mehr erkennbar war. Warum? Was war passiert? Hier können wir nur Vermutungen anstellen.
Die Walcher verloren ihren Anteil und starben auch bald im Herrengeschlecht aus. Wir erinnern uns aus der Chronik, die Velber wurden Alleinbesitzer. Haben sie das Burgtor verlegt, um eventuellen Angriffen besser standhalten zu können. Gab es über dem Burggraben eine Zugbrücke, um besser im Ernstfall bei Überfällen gerüstet zu sein?
In den 90er Jahren wurden zahlreiche Schleuderkugeln ausgegraben. Es handelt sich dabei um Katapultkugeln. Wurden diese verwendet? Und vor wem rüsteten sich die Velber? Vor der Salzburger Erzbischöflichen Macht? Wollten sie sich den Burgbesitz schon damals einverleiben und drängten auf Übernahme?
Oder waren es zwei Burgtore, da zwei Geschlechter sich den Burgbesitz teilten? Auch eine Möglichkeit, die aber eher unwahrscheinlich klingt.
Tatsache ist, dass die Velber lange auf der Burg Kaprun saßen und von dort aus den Pinzgau verwalteten. Als Edelfreies Adelsgeschlecht waren sie stolze Pinzgauer und unterhielten auch eine Fehde gegen die Salzburger Erzbischöfe.
Erst 1333 unterwarf sich Heinrich von Velben dem Salzburger Erzbischöflichen Staat und wurde mit der Position eins ranghohen Ministerialen und des eines Marschalls belohnt.
Das entdeckte Burgtor, ist nicht nur eine sensationelle bauliche Entdeckung, sondern verbirgt auch viele offene Fragen zur tatsächlichen Geschichte zur Burg Kaprun. Tatsache ist, dass es schnell und hastig verschlossen wurde. Es war ein prächtiges romanisches Tor, das die Burg Kaprun von Osten her erschloss.
Klar ist auch, dass auf dieser Grabungsfläche kein Brunnen mehr zu finden ist.
Vielleicht gab es gar keinen Brunnen, sondern nur eine Zisterne. In Mittelalterlichen Zeit keine Seltenheit. Zudem befand sich unmittelbar im Osten auch ein kleiner Bach, an dem sich heute noch Abbruchmauerwerk befindet. Hier wurde noch nicht geforscht und lässt ebenfalls Fragen offen, was sich vor der Burg befunden hat. Handwerker oder ein Wachturm, ein Waschhaus oder eine Sammelwasserstelle?
Und wenn es einen Brunnen gäbe, dann müsste er unter der heutigen Bühne liegen. Auch in diesem kleinen Bereich wurde noch nicht gegraben.
In weiteren Grabungsarbeiten konnte die Schwelle erreicht werden. Das Burgtor wurde zunächst wird das Tor vermessen. Das ist daher spannend, um das ganze Ausmaß sowie die Größe des Tores erkennen zu können. Auch eine Zeitbestimmung bzw. eine Bauepoche könnte möglich sein zu bestimmen.
Danach kann angedacht werden, allerdings erst im nächsten Jahr, auf die Ebene des Kellers zu kommen und das sind auch noch mindestens 1,5 Meter, um weitere Erkenntnisse zu erhalten. Noch ergibt es keinen Sinn, warum der Nordturm so weit unterkellert ist und auf viel höherer Ebene das Burgtor zum Vorschein kam. Nach weiteren Grabungen werden wir sicher wieder mehr wissen.
2011 werden keine weiteren Grabungsarbeiten mehr durch geführt und finanzielles Budget ist ausgeschöpft und wir sind wieder auf Sponsoren angewiesen. Trotzdem hoffen wir, dass 2012 weitere Grabungen stattfinden werden, damit weitere Erkenntnisse uns weiterhelfen das Puzzle „Burggeschichte“ zusammen setzen zu können.
Wir bedanken uns beim Raiffeisenverband Salzburg für die finanzielle Unterstützung der Grabungsarbeiten. Ebenso bei der Firma Bau Eder, die spontan, wie auch professionell die maschinellen Arbeiten übernahmen. Natürlich gilt auch unser Dank der Firma Context OG für die archäologische Durchführung, besonders aber bei Frau Mag. Moser-Schmidl für die wissenschaftliche Leitung.
Die Keramikofenfließen werden ins 15 Jahrhundert datiert. Wer war so mächtig oder Detail verliebt, dass er einen Ofen mit wunderschönen Fließen bauen ließ? Laut Chronik gab es zwei mächtige Pfleger, zu denen Prunk und Macht passen würde.
Hier ein kleiner Auszug aus der Burgchronik:
- 1510 kommt Hans Diether zu Schedling. Er war auch Landeshauptmann. Er stirbt 1562.
- 1526 – wird die Burg von aufständischen Bauern gestürmt und niedergebrannt, die Wiederinstandsetzung folgt unmittelbar danach.
- 1560 – erbauten die Pfleger Dieter und Balthasar Schedling die Schlosskapelle zum hl. Jakob.
- 1565 – Balthasar Schedling ist Pfleger bis zu seinem Tod 1586.
- 1574 – Diese Jahreszahl fand man über dem Burgtor.
- 1599 – Letzter Pfleger auf der Burg ist Josef Hundt von Ainetperg zu Dorf und Rettenwert.
- 1600 – baut er die Burg im heutigen Grundriss aus.
- 1601 – wird er abgesetzt und Caspar Vogl wird Pfleger, seine Residenz wird aber bald ins Rosenbergschlössl in Zell am See verlegt.
Da er sich mit den Bauern des Pinzgaus solidarisiert, wird er zum Erzbischof beordert und dann enthauptet. - Ab diesem Zeitpunkt wird das Schloss teilweise verpachtet, teilweise residiert der Unterwaldmeister.